Pride Month

The First Gay Pride was a Riot!

„The first pride was a riot.“ - Der Kampf für LGBTIQ-Rechte ist noch lange nicht beendet!

Ein Aufstand 1969. Menschen, die ihre stetige und ständige Diskriminierung satt hatten. Menschen,
die ohne Angst leben wollten. Endlich. Frei und offen. In der Nacht auf dem 28. Juni 1969 wurde eine
Razzia in einer queeren Bar der Auftakt zum offenen Kampf von LGBTIQ (Lesben, Schwule, Bisexuelle,
trans* und inter* Menschen, Queers). Eine Razzia von vielen. Eine Razzia zuviel.

Angeführt von schwarzen trans* Frauen, Drag Queens, Sexarbeiter*innen und Butches kämpfte eine
Gruppe queerer Menschen in einer dreitätigen Straßenschlacht für ihre Rechte.

Heute sind Prides weltweit bunte spektakuläre Ereignisse. In Deutschland Christopher-Street-Day
genannt, benannt nach der Christopher Street in Greenwich Village, New York. Der Ort, an dem in der
Bar Stonewall Inn der erste Riot (engl. Aufstand) die Bewegung für die Rechte von LGBTIQ weltweit ins
Rollen brachte.

Ein globaler Struggle.

Weltweit sieht die Lage von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans* und inter* Menschen sowie Queers
(kurz LGBTIQ) aktuell sehr unterschiedlich aus. Noch immer gibt es Länder, in denen auf das Urteil
„gay“ die Todesstrafe droht, sogenannte „corrective rapes“ -und die Angst davor- sind vor allem für
Lesben in vielen Ländern Alltag.

Schwarze trans* Frauen haben die höchste Rate an Morden zu verzeichnen, deren Brutalität sämtliche
Vorstellungen übersteigen. Polen will nach russischem Vorbild ein Gesetz zum Verbot von LGBT-Ideologien einführen.

Bereits letztes Jahr führte Polen sogenannte „LGBT-freien in über 100 polnischen Gemeinden ein - die EU schaut zu.
Trump löste diesen Monat ein Gesetz zum Schutz von trans Menschen auf: Ärzt*innen dürfen jetzt die medizinische
Versorgung von trans Menschen wieder ablehnen. Dem gegenüber stehen Länder, die liberale und schützende
Gesetze haben. Bislang haben 27 Staaten die gleichgeschlechtliche Eheschließung legalisiert.

Auch gibt es die Möglichkeit den Geschlechtseintrag per Antrag zu ändern. Und auch die Exekutive (Polizei), die
bei den Stonewall Riots auf der gegnerischen Seite stand wird in einigen Ländern für LGBTIQ-Themen
sensibilisiert (vgl.: https://ilga.org/downloads/ILGA_World_map_sexual_orientation_laws_December2019.pdf ).

Unrecht und Diskriminierung in Deutschland.

Die Lage in Deutschland ist zwiegespalten. Wir queeren Menschen werden einerseits durch Gesetze
geschützt, können heiraten und es gibt seit zwei Jahren einen dritten Geschlechtseintrag, sowie die
Möglichkeit, den Geschlechtseintrag wegzulassen. Wir Queeren haben andererseits in den letzten
Jahrzehnten für jeden dieser Schritte kämpfen müssen - und der Kampf geht täglich weiter. Viele
Gerichtsurteile wurden nur so weit wie nötig umgesetzt und es ging von ihnen keine Signalwirkung aus.

Ein besonders perfides Beispiel: Obwohl es einen dritten Geschlechtseintrag (divers) und die
Möglichkeit des Weglassens eines Geschlechtseintrages gibt, nimmt die Zahl der
menschenrechtsverletzenden Operationen an inter* Kindern nicht ab. Inter* Menschen werden mit
einem uneindeutigen Geschlecht geboren, sind bei Geburt nicht männlich oder weiblich zuzuordnen.

Um dies zu ändern, werden an inter* Babys und Kleinkindern bereits vermeintlich
geschlechtsangleichende Operationen vorgenommen, um aus ihnen Jungen oder Mädchen zu machen.

Oft mit schwerwiegenden gesundheitlichen und psychischen Folgen für die heranwachsenden
Kinder/Jugendlichen/Erwachsenen. Ja, es gibt die dritte Geschlechtsoption und die Möglichkeit des
Weglassens einer Geschlechtsoption. Offen ist sie offiziell nur für inter* Menschen, obwohl das
Bundesverfassungsgericht in seinem Urteil einen Eintrag für alle gefordert hat, auch für genderqueere
und nichtbinäre Menschen.

Weitere Beispiele: Nach der Geburt eines Kindes wird bei einem gleichgeschlechtlichen Frauen-Paar
nur die gebärende Person als Mutter/Elternteil eingetragen. Die andere Mutter muss sich über
langwierige und komplizierte Wege ihr Recht erstreiten, ebenfalls als Mutter eingetragen zu werden.

Sie muss ihr eigenes Kind adoptieren. Im Vergleich, bei heterosexuellen Paaren wird der Ehemann
automatisch als Vater eingetragen, egal, ob er an der Zeugung beteiligt war oder nicht. Nichtbinäre
und/oder diverse Elternteile werden ebenfalls nicht eingetragen. Trans* Menschen werden in ihr bei
der Geburt zugewiesenes Geschlecht zurück gestuft, zeugen oder gebären sie ein Kind. Trans* Menschen
müssen kostspielige und oft entwürdigende Gutachten über sich ergehen lassen. Müssen Auskunft geben
über sexuelle Vorlieben oder Stellungen beim Sex. Dies ziehen Gutachter*innenheran, um darüber zu
entscheiden, ob ein Mensch trans* ist oder nicht. Von Selbstbestimmung keine Spur.

Noch immer sind fast die Hälfte der LBTIQ in Deutschland am Arbeitsplatz oder in der Schule
ungeoutet, aus Angst vor Mobbing und Repressalien. Das Thema LGBTIQ ist in Schulen nach wie vor
unterrepräsentiert. Ansprechpartner*innen für queere Schüler*innen fehlen massiv.

Die Zahl transphober und homophober Attacken und Übergriffe nimmt in Deutschland in den letzten
Jahren wieder zu.

Unsere politischen Forderungen:

Wir, Die Urbane, fordern endlich Selbstbestimmung für den Weg von trans*, inter*, genderqueeren
und nichtbinären Menschen. Dies beinhaltet die Abschaffung des veralteten Transsexuellengesetzes (TSG),
die Schaffung niederschwelliger und unbürokratischer Möglichkeiten den Vornamen sowie den
Geschlechtseintrag zu ändern (z.B. über den bereits bestehenden Paragraphen 45b PStG).

Wir fordern die völlige Gleichstellung von Eltern im Eherecht. Zwei verheiratete Menschen sind bei
der Geburt eines Kindes als Eltern in die Geburtsurkunde einzutragen, egal welchen Geschlechts sie sind.

Wir fordern die Kennzeichnung und Ahnung von Hassverbrechen als solche sowie queere Ansprechpartner*innen
bei den Polizeidienststellen.

Wir fordern LGBTIQ-Themen in die fächerübergreifend Lehrpläne aufzunehmen, die Auswahl
queerfreundlichen Schulmaterials, die Schaffung einer LGBTIQ-sicheren Umgebung (Unisex-Toiletten und -Umkleiden,
sensibilisierte Sozialarbeiter*innen) und konsequentes Vorgehen gegen Mobbing (durch Schüler*innen und Lehrer*innen).

Als Queers und Allies (Verbündete) gilt unsere Solidarität international: Wir fordern von der deutschen Außenpolitik
sowie von der EU ein klares Bekenntnis und daraus resultierende Handlungen für die Rechte von LGBTIQ.

Bis wir hier und weltweit ohne Angst leben können. Endlich. Frei und offen.

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