Substanzen, Rausch & Sucht

An dieser Stelle muss auch eine radikal entkriminalisierende Drogenpolitik etabliert werden. Die Drogenpolitik Deutschlands ist inakzeptabel – sie verharmlost die Droge Alkohol, kriminalisiert Menschen und reproduziert rassistische Narrative im sogenannten Kampf gegen den Konsum und die Verbreitung als illegal erklärter Betäubungsmittel.

Wir fordern grundsätzlich Aufklärung und Bildung bzgl. Suchtprävention und verantwortungsvollem Umgang mit allen Rauschmitteln anstatt einer Kriminalisierung. Die Illegalität, insbesondere bei dem Konsum von Cannabis-Produkten mit THC-Gehalt schadet Verbraucher*innen und kostet unnötig Steuergelder. Wenn die Droge Alkohol ein legaler und fester Bestandteil der Gesellschaft ist, darf bspw. die Nutzung der Droge Cannabis nicht unter Strafe gestellt werden. Insbesondere Cannabis wurde Anfang des 20. Jahrhunderts, ausgehend von den Vereinigten Staaten von Amerika durch rassistische, kolonial geprägte Kampagnen weltweit verboten. Noch heute haben BIPOC mit rassistisch geprägten Vorurteilen in Bezug auf Verkauf und den Konsum von Rauschmitteln zu kämpfen. Dieser Ausprägung des strukturellen Rassismus könnten zeitgemäße und ganzheitlich betrachtete Konzepte, ohne eine Kriminalisierung von Drogenkonsum und -erwerb, kurzfristig entgegenwirken.

Wir fordern daher die Legalisierung von Cannabis und die Entkriminalisierung jeglichen Konsums. Weiterhin fordern wir die Legalisierung von Cannabis-Eigenanbau für den Eigenbedarf. Entstigmatisierung und umfassende Anerkennung von Cannabis als Arzneimittel

 

Wir betrachten nicht Drogensucht an sich als das Problem, sondern wir können aufgrund von langjährigen Studien (bsp Treating Drug Abuse and Addiction in the Criminal Justice System: Improving Public Health and Safety - Redonna K. Chandler, PhD,1 Bennett W. Fletcher, PhD,1 and Nora D. Volkow, MD) davon ausgehen, dass Drogensucht ein Symptom ist und dass Kriminalisierung keinen Effekt zeigt, Behandlung dagegen immer nachhaltiger wird, durch immer besseres neurobiologisches Verständnis der Prozesse.

Es muss deutlich mehr abstinenzbasierte Entzugsmöglichkeiten, kostenlose Ausgabe von Spritzen und geschützte Räume für sicheren Konsum geben.

Wir treten für eine selbstverantwortliche Rauschpolitik ein, durch die Individuen befähigt werden, selber zu ermessen, ob und welche Substanzen sie wie und wann und in welcher Form konsumieren (können), ohne dass diese ihren seelischen oder körperlichen Zustand dauerhaft beeinträchtigen. Hierfür braucht es machtkritische, dekoloniale und diskriminierungskritische peer-to-peer Aufklärung und Beratungsstellen zu Konsum, Entzug und Abstinenz sowie ein fortlaufendes Supportnetzwerk für Abstinente.

Cannabis, Tabak und Alkohol sollen legale Rauschmittel sein, da es aber sehr bedenklich und manipulativ ist, dafür Werbung zu machen, sollte Werbung für alle Rauschmittel unerlaubt sein. Andererseits ist Sucht nicht an Substanzen gebunden und Sucht als Verhaltensmuster kann wiederum mehrere Ursachen haben, z.B. als Ausdruck von einer Schwierigkeit die Realität ungefiltert zu ertragen oder mit ihr umzugehen.

Der Erwerb, Besitz und Konsum jeglicher Rauschmittel bzw Substanzen, die das zentrale Nervensystem beeinflussen, soll entkriminalisiert werden. Im Falle von Sucht und Abhängigkeit von Substanzen ist nach den zugrundeliegenden Themen zu suchen und die Sucht als seelisches und/oder körperliches Phänomen zu betrachten und zu behandeln, nicht als strafrechtliches Problem.